Nach vielen Jahren der Kreuzfahrtabstinenz wagten wir uns imMai 2010 wieder auf die Schiffsplanken: In Ermangelung ernsthafter Alternativen buchten wir eine 10tägige Norwegenkreuzfahrt mit AIDAaura. Da meine letzte Fahrt über 20 Jahre zurücklag, war ich gespannt, was sich mittlerweile am Kreuzfahrtmarkt getan hatte.
1. Tag - Hamburg - 6.5.2010
Am 6.5.2010 ging es um 7 Uhr morgens mittels ICE von Frankfurt nach Hamburg; gebucht im An- und Abreisepakt von AIDA. Der Zug fuhr flott und war pünktlich kurz vor 12 in der Hansestadt. Unser Gepäck übergaben wir wenig später den AIDA-Scouts, die mit einem LKW schon am Ausgang des Bahnhofs warteten. Mittels Shuttle-Bus ging es dann in die Hafen-City, wo AIDAaura auch schon auf uns wartete.
Da bis zum Ablegen um 20 Uhr noch reichlich Zeit war, statteten wir dem Hamburger Miniatur-Wunderland einen Besuch ab; Europas größte Modelleisenbahnanlage war und ist immer einen Besuch wert und absolut beeindruckend. Außerdem wollten wir den Andrang am Check-In entfliehen, was leider nicht gelang.
Als wir gegen 16 Uhr am Terminal ankamen, lief der Check-in bereits, allerdings befanden sich noch lange Schlangen vor den Schaltern, die nach Decks angeordnet waren. Nach knapp einer Stunde hatten wir diesen Engpass passiert, das obligatorische Begrüssungsbild gemacht und konnten das Schiff betreten.
Der erste Eindruck: Modern, aber sehr bunt. Wir begaben uns auf Deck 4, wo unsere Innenkabine auf uns wartete. Auch die Kabine machte einen modernen, freundlichen und sauberen Eindruck, wir fühlten uns auf Anhieb wie zu Hause.
Kurz nach 20 Uhr ertönte das Schiffshorn und unter den Klängen von "Orinoco Flow" löste sich die Aura von ihrem Liegeplatz und begann langsam ihre kleine "Hafenrundfahrt"; vorbei am Unilever-Gebäude, der sich im Bau befindlichen Elbphilharmonie (sollte angeblich 2012 fertig sein), und den Landungsbrücken. Der leichte Nieselregen machte uns nichts aus und wir blieben bis 21 Uhr an Deck, um dann noch das Marktrestaurant aufzusuchen und unseren Hunger zu stillen.
Das Essen im Buffet-Restaurant schmeckte hervorragend und zu dieser späten Uhrzeit hielt sich auch der Andrang im Restaurant in Grenzen.
Nach einem Besuch in der AIDAbar und dem ein oder anderem Cocktail begaben wir uns in unsere Kabine, da der abgelaufene Tag doch recht anstrengend war.
2. Tag - Seetag -7.5.2010
Der heutige Seetag begann ruppig: Das Schiff schaukelte mächtig, in den Treppenhäusern hingen Spucktüten und die Restaurants waren zum Frühstück relativ leer. Der Seegang machte uns nichts aus, im Gegenteil: So merkt man ja schließlich erst, das man auf einem Schiff ist...
Kurz nach 10 Uhr stand die Seenotrettungsübung auf dem Plan, die 2010 noch etwas zwangloser ablief, als es heute üblich ist: Begleitet vom TV-Team und unter LaOla-Wellen wurde dieses Pflichtprogramm absolviert; heute, nach der Havarie der Costa-Concordia undenkbar...
Nach der Übung hatten wir viel Zeit; zwar war das Wetter nicht so berauschend, und das Schiff stampfte und ächzte aufgrund des starken Seegangs in Richtung Bergen, trotzdem suchten wir uns auf dem Polodeck ein trockenes Plätzchen und begannen, unsere mitgebrachten Bücher zu lesen; man merkt, dass es sich um die "Vor-iPad-Ära" handelte.
An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Kapitän bei seiner täglichen Durchsage versicherte,"dass das Schiff für solche Wetterbedingungen gebaut und ausgelegt ist" - Nochmal Glück gehabt...
Gegen Nachmittag flaute es ab und das Schiff fuhr ruhiger. Es kam sogar die Sonne raus und wir konnten am Abend einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen.
3. Tag - Bergen - 8.5.2010
Aufgrund der Dunkelheit der Innenkabine verschlief ich leider die Einfahrt in das Fjord und die Übernahme des Lotsen. Trotzdem noch früher genug, um die Einfahrt nach Bergen unter
herrlichstem Sonnenschein mitzuerleben, kam ich in Deck. Eine wundervolle Landschaft empfing mich; es war einfach unglaublich und man konnte sich nicht satt sehen.
Heute bedauere ich, dass ich damals noch nicht so leidenschaftlich fotografiert habe, denn als wir 2014 wieder nach Bergen kamen, schüttete es, wie aus Kübeln.
Für Bergen hatten wir keinen Ausflug gebucht, da wir gelesen hatten, das man diese tolle Stadt bequem zu Fuss erkunden kann. Etwa 5 Minuten läuft man vom Hafen bis zum Hanseviertel Bryggen, welches komplett aus Holz erbaut wurde und in der Vergangenheit mehrfach abgebrannt und wieder aufgebaut wurde. Vorbei am Fischmarkt erkundeten wir bei herrlichem Wetter, aber etwas niedrigen Temperaturen die zweitgrösste Stadt Norwegens. Als Highlight stand am Ende noch die Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Berg Fløyen auf dem Programm, von dem man eine phantastische Aussicht auf die Stadt und das Fjord hat. Ganz klein im Hafen konnte man sogar AIDAaura erkennen.
Gegen Nachmittag ging es wieder zurück und nach einer kleinen Stärkung verfolgten wir ab 18 Uhr das Auslaufen aus Bergen bei "Kaiserwetter" - das Wetterglück sollte uns auch in den nächsten Tagen nicht verlassen...
4. Tag - Hellesylt/Geiranger Fjord - 9.5.2010
Das sollte mir nicht nochmal passieren, die Einfahrt in das Fjord zu verpassen: Heute stand (schon) das eigentliche Highlight dieser Reise auf dem Programm: Das weltberühmte Geiranger-Fjord, natürlich Weltkulturerbe. Bevor es aber ins Geiranger-Fjord ging, stoppte die Aura in Hellesylt, einem kleinen Ort im Sunnylvsfjord. Hier gingen Gäste von Bord, die einen anderen Ausflug gebucht hatten und - für mich unverständlich - die Fahrt durch das Geiranger-Fjord - entgehen lassen wollten.
Kurz vor 10 Uhr ging es los; eine Stunde sollte die Fahrt dauern: Auch heute begleitete und herrliches Wetter. Die hohen, felsigen Wände wirkten beeindruckend; irgendwie irreal. Vorbei an Wasserfälle, unter anderem die berühmten "Sieben Schwestern" fuhr AIDAaura gemächlich in Richtung des kleinen Ortes Geiranger.
Hier hatten wir einen Ausflug gebucht und gegen die Mittagszeit wurden wir mittels Tenderbooten an Land gebracht, wo auch schon der Bus auf uns wartete. In Geiranger ist es schwierig, ohne Ausflug etwas zu unternehmen: Taxis und Mietwagen sind Mangelware, Öffentliche Transportmittel auch nicht wirklich existent, so dass man auf die Angebote der Reederei angewiesen ist.
Für uns ging es in das Fjordmuseum, wo unter anderem ein Film über den Fjord gezeigt wurde und zahlreiche Exponate ausgestellt sind, die das harte entbehrungsreiche Leben im Fjord zeigen. Danach wurden per Bus die klassischen Aussichtspunkte, inklusive der "Adlerkehren" angefahren.
Gegen Ende des Ausfluges zog sich der Himmel zu und die Sonne verließ uns. Um 18 Uhr hieß es wieder "Sail Away" und langsam ging der mittlerweile eingesetzte Regen in Schnee über. Insgesamt ein sehr beeindruckender Tag, den man so schnell nicht vergisst.
5. Tag - Andalsnes/Molde - 10.5.2010
Andalsnes hatte ich vorher noch nie gehört; deswegen buchten wir auch hier einen Ausflug, was sich im nachhinein als Fehler herausstellte. Was wir damals nicht wussten: "Panoramafahrt" bedeutet: Viel Bus fahren, zu Zielen wo es wenig zu sehen gibt - eher eine Veranstaltung für das ältere Semester. Nach einem Pflichtstopp an der berühmten Trollwand ging es weiter zu einem "Schneehotel" - blöd halt nur, dass wir Anfang Mai hatten und das Schneehotel mittlerweile geschmolzen war und es außer einem Supermarkt dort nichts zu sehen gab. Aber immerhin hatten wir in dieser Einöde 30 Minuten Aufenthalt.
Danach ging es an einen Wasserfall, wo extra für uns die Souvenir-Bude geöffnet wurde; wahrscheinlich der einzige Grund, weshalb dort gehalten wurde. Währenddessen keiften mehrere Businsassen in den Sitzen hinter uns, dass sie wohl das Mittagessen verpassen würden, was ja wohl eine Unverschämtheit wäre. Nach einem weiteren Stopp an einem Souvenirladen ging es zurück zum Schiff. Unsere Mitreisenden kamen noch pünktlich zum Mittagessen und wir waren 45 Euro pro Person ärmer. Diese Tour hatte sich wirklich nicht gelohnt.
Um halb eins legte AIDAaura ab und es ging es durch Fjorde zu unserem nächsten Hafen: Molde. Die Fahrt dauerte etwa 90 Minuten und gegen 14 Uhr kam unser nächstes Ziel in Sicht. Auch hier hatten wir eine Panoramafahrt gebucht, was in mir nach den morgendlichen Erfahrungen, die schlimmsten Befürchtungen weckte.
Es ging an die Atlantikküste - und diese Tour lohnte sich wirklich: Eine traumhafte Landschaft bei wunderbarem Wetter - da ließ sich auch die Bustour tragen. 3 1/2 Stunden ging es durch abwechslungsreiche Landschaften. Einziger Kritikpunkt: Ein viel zu kurzer Fotostopp, bei dem Fast noch ein Gast vergessen worden wäre. Kurz vor 19 Uhr waren wir wieder zurück an Bord und es ging weiter zu unserem nächsten Ziel.
6. Tag - Trondheim - 11.5.2010
Auch in Trondheim empfing uns die Sonne - wir hatten richtig Glück. Hier hatten wir keinen Ausflug gebucht und so machten wir uns kurz nach 10 Uhr auf den Weg in die Innenstadt. Nach etwa 25 Minuten erreichten wir den Stadtkern und begannen, uns die drittgrößte Stadt Norwegens anzuschauen.
Besonders eindrucksvoll war der Nidaros- Dom, der inmitten eines alten Friedhofes liegt.
Insgesamt machte die Stadt einen lebhaften bunten und interessanten Eindruck. Übrigens: Einen tollen Blick auf die Stadt und den Hafen hat man von der Festung Kristiansten - beim Aufstieg kann man sich gleichzeitig den wohl einzigste Fahrradlift der Welt anschauen. Als besonders interessant erwiesen sich überdies die alten, bunten Speicherhäuser am Nidelv, bei denen man eigentlich dauernd den Eindruck hat, dass sie einstürzen könnten, da die Holzstämme, auf denen sie stehen, einen mächtig schiefen Eindruck machen.
Gemütlich bummelten wir wieder zurück zum Hafen, um uns an Bord wieder etwas frisch zu machen. Gegen 17:30 Uhr verließ AIDAaura Trondheim, um zum nächsten Ziel der Reise aufzubrechen: Alesund.
7. Tag - Alesund - 12.5.2010
Nach gut einer Woche an Bord war es auch mal an der Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen: Das Schiff machte einen guten und frischen Eindruck. Die Besatzung war - mit wenigen Ausnahmen - freundlich und engagiert; das Essen in den Buffet-Restaurants sehr gut. Was uns allerdings damals und auch noch heute stört, ist der Massenandrang zur Restaurantöffnung. Leider hat AIDA Cruises für diesen Misstand immer noch keine vernünftige Lösung gefunden. Man gibt die Hoffnung allerdings nie auf...
Um 8 Uhr machten wir in Alesund fest. Und wer Alesund sagt, bekommt gleich folgende Vokabeln entgegen geworfen: Steinhäuser, Brand, Kaiser Wilhelm. Zur Erklärung: 1904 brannte fast die komplette Stadt nieder, nachdem in einer Margarinefabrik ein Feuer ausgebrochen war. Der deutsche Kaiser Wilhelm II spendete eine größere Summe, um den Wiederaufbau von Alesund zu unterstützen. Damit so ein Inferno sich nicht wiederholen kann, wurden die Neubauten in der Innenstadt komplett aus Stein hergestellt - ein für Norwegen recht ungewöhnlicher Baustoff.
Aufgrund dieses Sachverhaltes neugierig geworden, machten wir uns auf die Exkursion durch die norwegische Hafenstadt. Und in der Tat hatte man aufgrund der Architektur nicht unbedingt das Gefühl, in Norwegen zu sein. Leider hatten wir heute nicht ganz so viel Glück mit dem Wetter: Die Sonne ließ uns leider im Stich. Dazu kam ein für mich neues Problem: "Phantom-Seegang": Ich versuchte, den nicht vorhandenen Seegang auszugleichen und schwankte, als hätte ich bei einem Sangria-Trink-Wettbewerb mitgemacht. Das machte eine Fortsetzung der Wanderung leider unmöglich, so dass wir uns zurück zum Schiff begaben - allerdings nicht, ohne eine Aussage eines örtlichen Reiseführers bestätigt zu kommen: Das hässlichste Haus in der Stadt ist in der Regel das Rathaus...
8. Tag Eidfjord - 13.5.2010
Auch von Eidfjord hatte ich vor dieser Reise noch nichts gehört und war demnach sehr gespannt. Üblicherweise starten in Eidfjord die AIDA-Ausflüge zur Flåms-Bahn, was auch der Hauptgrund für das Anlaufen dieses Hafens ist. Dementsprechend lang war auch die Schlange der Busse, der die Mitgäste zum Bahnhof bringen sollte. Wir entschieden uns abermals für eine Panorama-Fahrt mit dem Titel: "Eidfjord - Der Obstgarten Norwegens". Hört sich gut an, war aber schrecklich: Eine dreistündige Busfahrt - unterbrochen von einem Kaffeklatsch
und Fotostopps, wo es nicht viel zu sehen gibt. Insgesamt war dieser Ausflug - trotz der herrlichen Landschaft im Eidfjord - eine große Enttäuschung. Diesen Eindruck hatten nicht nur wir, sondern auch die Mitreisenden, die pro Kopf und Nase 45 Euro bezahlt hatten. Könnte mit ein Grund sein, dass dieser Ausflug heute nicht mehr im Programm ist.
Nach guten drei Stunden Busfahrt kamen wir wieder am Schiff - und waren froh, wieder an Bord zu sein. Nochmals deutlich: Die Landschaft ist herrlich und wenn wir den richtigen Ausflug gebucht hätten, wären wir sicher begeistert gewesen - so war es leider nur enttäuschend...
9. Tag - Stavanger - 14.5.2010
Das letzte Ziel unserer Reise hieß Stavanger. Unter herrlichstem Sonnenschein erreichten wir die viertgrößte Stadt Norwegens. Auch hier hatten wir einen Ausflug gebucht: Eine Bootstour
im Lysefjord.
Nach dem Treffpunkt im Theater ging es gesammelt zum wenige Schritte entfernten Bootsanleger, wo eine Speedfähre auf uns wartete. Wir legten ab und mit flottem Tempo ging es aus dem Hafen hinaus, vorbei an kleinen Inseln in Richtung Lysefjord. Trotz der Sonne war es relativ frisch, der Fahrtwind tat sein übriges dazu.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in einer Tourifalle, wo es inkludierte Waffeln gab, ging es direkt ins Fjord. es erwartete uns eine atemraubende Landschaft, als Höhepunkt: Der Preikestolen (Die Kanzel); eine 25 x 25 Meter große Felsplattform, die sich knapp 600 Meter über dem Fjord erhebt.
Nach gut 11/2 Stunden ging es wieder zurück zum Schiff, wieder zwischen Inseln hindurch. Nach Rückkehr begaben wir uns noch in die Innenstadt, was aufgrund der günstigen Lage des Liegeplatzes kein langer Weg war. Nachdem wir uns einen Eindruck von Stavanger verschafft hatten, ging es zum letzten Mal zurück aufs Schiff. Um 19 Uhr wurden zum letzten Mal die Leinen los gemacht und AIDAaura nahm wieder Kurs auf die Heimat.
10. Tag - Seetag - 15.5.2010
Seetag bedeutet immer: Sehr viel Zeit, relaxen und Fazit ziehen: Insgesamt hatten wir eine sehr schöne Reise mitgemacht, bei dem ein oder anderen Ausflug danebengelangt und ein tolles Land
kennengelernt. Trotz der ein oder anderen Schwäche stand jetzt bereits schon fest, dass dies nicht die letzte Reise mit einem der Kussmundschiffe sein sollte.
11. Tag - Hamburg - 16.5.2010
Wie sollte es auch anders sein, verschlief ich leider das Einlaufen in Hamburg. So lag die Aura schon fest in der Hafencity, als wir aufstanden. Nach dem entspannten Frühstück verließen wir gegen kurz vor 9 Uhr unsere Kabine und kurz darauf auch das Schiff, wo uns der Shuttlebus wieder zurück zum Hamburger Hauptbahnhof brachte.
Diese aktuelle Version des Reiseberichtes wurde im Februar 2015 verfasst.